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“Manchmal ist es einfach ein Wort, an dem man hängen bleibt und man fragt sich, was ist da eigentlich passiert, warum ist derjenige hier in der Klinik, und warum hat der plötzlich Fieber?”
Eine Restauratorin restauriert alte Krankenakten, ihre Gedanken bei der Arbeit ziehen sich wie ein roter Faden durch Film. Die Akten haben den Zweiten Weltkrieg und die Zeit danach in Stasi-Beständen überlebt und sind 1990 ins Bundesarchiv gekommen. Bruchstückhaft geben sie Auskunft über das Schicksal von 30.000 Menschen, die den Mordaktionen in den Psychiatrien während der Zeit des Nationalsozialismus zum Opfer fielen. Der letzte Eintrag in jeder Akte: „Verlegt nach unbekannt“.
Die systematische Tötung von pflegebedürftigen Menschen war Teil eines eugenischen Programms, das von den Nationalsozialisten fest in das damalige Gesundheits- und Sozialsystem eingebettet wurde. Von Ärzten, Juristen, Fürsorgern und Behörden wurde es ideologisch mitgetragen und perfektioniert. Es begann mit massenhaften Zwangssterilisationen von als “erbkrank und minderwertig” degradierten Männern und Frauen, die oft noch Jugendliche waren. Grundlage war das “Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses” von 1933. Und es endete mit der Ermordung von ca. 300.000 Kindern und Erwachsenen in den Heil- und Pflegeanstalten im Deutschen Reich und in den besetzten Gebieten.
Die Täter durften sich auch nach 1945 im Recht fühlen, die meisten wurden nie zur Verantwortung gezogen. Zwangsterilisationen wurden zwar 1988 vor allem durch das Engagement von Betroffenen als Unrecht anerkannt. Doch Entschädigungen flossen nur spärlich, und die Gleichstellung mit anderen NS-Verfolgten ist bei heute nicht erfolgt.
Der Film rekonstruiert dieses Kapitel der deutschen Geschichte anhand der Erinnerungen von sechs Menschen, die vom damaligen Gesundheitssystem erfasst wurden und überlebt haben. Sie erzählen von ihrem vergeblichen Kampf um Anerkennung als NS-Opfer, von ihrem Protest gegen die fortwährende Stigmatisierung und sie lassen uns teilhaben an dem schmerzhaften Prozess, die eigene Geschichte aus alten Akten wieder hervorzuholen, damit sie nicht vergessen wird.